Kavafis: Warten auf die Barbaren

John Bjarne Grover



Warum warten so viele Menschen auf dem Versammlungsplatz?

            Die Barbaren werden heute sich erzeigen.

Warum wird's im Senat so wenig nur getan?
Warum sitzen die Senatorn, keine Gesetze zu vermahnen?

            Weil die Barbaren werden heute sich erzeigen.
            Was denn für nicht-mehr-heiligen-Gesetze machen diese Senatoren?
            Die Barbaren, scheint es, werden kommen, die Gesetze selbst zu machen.

Warum ist der Kaiser so früh aufgestanden
um bei dem Stadttor, dessen riesigen Pforten, zu sitzen,
auf seinem Thron, allein, seine Krone tragend?

            Weil die Barbaren werden heute sich erzeigen.
            Und der Kaiser wartet, diese zu empfangen,
            ihren Führer. Sicherlich hat er Geschenke vorbereitet,
            eine Pergamenten-Rolle. Auf dieser
            sind die Titeln und die Namen eingeschrieben.

Warum die zwei Konsulen und erlesenen Prätoren
heute mit roten, mit vorangeworfnen Raten?
Warum die vorn-getragne Spange, die mit solcher Amethyst,
mit Ringen glänzend, mit so strahlenden Smaragden?
Warum leuchtet sie heute, diese wertvollen Spaten,
in Silber und in Gold ungewöhnlich eingetrieben?

            Weil die Barbaren werden heute sich erzeigen
            und solche Sachen machen Eindruck auf Barbaren.

Warum wirken die guten Rhetoren nicht darauf,
die Wörter vorzubringen zu den, die Recht dazu haben?

            Weil die Barbaren werden heute sich erzeigen
            und legen auf Beredsamkeit und Oration Gewicht.

Warum fangen sie übernacht an, diese Angst, Irritation?
(Das Angesicht wird plötzlicher ernsthafter).
Warum entleeren sich so schnell diese Stegen und Steigen
und wenden sich nach Hause mit den vollen Syllogismen?

            Weil von Nacht überwältigt die Barbaren kamen nicht.
            Und eingen nur erschienen aus der Grenze
            und manche sagen dass Barbaren existiern überhaupt nicht.

Und jetzt wird es ohne Barbaren sein.
Die Menschen waren selbst eine gewisse Lösung.


*             *             *


The poem was written in 1898 and probably or possibly published in 1904.

It is possible that this poem is of extraordinary large importance for some aspects of politics. The title is 'Periménontas tous varvárous' - hopefully not the story of 19-20 april 1970. 'Tha phthasoun simera' is a recurring formula, alternating in the first occurrence with 'na phthasoun simera'. Natta, Nauta, Nafta. My guess is that the 'phthasoun simera' resembles for Kavafis my own 'vertsekolltiden' in 'Stillhetens åndedrag', my new poetry book of 2016.

I have guessed that the story (nafta, natta, nauta) which Bjarne Eidsvig told in the late 60's could have had its origins in the sinking of the Royal Oak in Scapa Flow in the late 30's, followed by Oslo Report.

I have translated it with a few liberties - one of them is that word 'kamoun' which I cannot find out of and which I interpreted as 'ka'hagion' in handwriting. Another is the 'toges' which probably is 'toga', old latin mantle, and of course one could use that, but I nevertheless interpret it as 'toka' (buckle, clasp) or 'tokos' (rate of interest). There are some of these oddities, some of which could belong to the relevant field of associations to the text.

For the 'wertvollen Spaten', see the mid of 'Stillhetens åndedrag', end of poem 32 and the form of St.Francis's 'toga' in Caravaggio's 'St.Francis receives the stigmata' - the saint being visited by a 'barbarian', so to speak. It is important to understand that Kavafis' 'barbarians' are as far from violence-romantic nazis as one can get it.

For the odd form 'sich erzeigen', it is deliberate that it does not exist in normal german language any more than the barbarians probably do in the world Kavafis describes. 'Sich erscheinen' is a little closer to normal language.





© John Bjarne Grover
On the web 19 december 2016
Last updated 26 february 2018